Samstagsinterview mit dem Zürcher Unterländer

Samstagsinterview mit dem Zürcher Unterländer CHROMOS Group

Daniel Broglie erklärt, worauf es bei der Rückkehr aus dem Homeoffice ins Büro ankommt. Er ist Mitinhaber der Dielsdorfer Chromos Group.

Daniel Broglie, weshalb soll man überhaupt ins Büro zurückkehren?
Ich glaube nicht an die Ich-AG, sondern daran, dass wir als Gesamtes mehr leisten und bessere Lösungen erbringen als jeder Einzelne für sich allein. Als Chromos Group sind wir eine Organisation, und das Zusammenarbeiten ist unsere Stärke. Natürlich können wir auch via technische Hilfsmittel miteinander kommunizieren, aber der persönliche Austausch ist der wesentlichste Teil jeder erfolgreichen Zusammenarbeit. Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass bei der Kommunikation zwischen Menschen nur 7 Prozent über den Inhalt, dafür 38 Prozent über den Ton und die Stimme und sogar 55 Prozent der Kommunikation die Körpersprache ausmachen. Videocall ist deshalb besser als reines Telefonieren, aber auch dann verlieren wir noch immer über die Hälfte von dem, was wir Menschen in der Kommunikation an anderen wahrnehmen. Der physische Kontakt bietet deshalb klar die grössten Vorteile.

Können wir Büro noch?
Weshalb sollten wir es nicht mehr können? Wir haben uns vor Corona auch nicht gefragt, ob wir Homeoffice können. Und dann mussten wir es einfach tun. Wichtiger erscheint mir die Frage, was ich gelernt habe in dieser Situation und wie ich die guten Sachen davon in den Büroalltag mitbringe. Unser Ziel ist, einen besseren Büroalltag als vor der Pandemie zu gestalten. Bezüglich Rückkehr ist unsere Devise: Jene, die das Gefühl haben, sie seien durch die Rückkehr belastet, sollen zusammen mit dem Vorgesetzten anschauen, was das Problem ist. Zurückkommen sollen die Mitarbeitenden aber schon. Wir sind ein Dienstleistungsbetrieb, wir entwickeln für unsere Kunden Lösungen, und dafür braucht es den physischen Kontakt und den gemeinsamen Austausch im Team.

Haben Sie Ihre Mitarbeitenden mit einer besonderen Aktion zurückempfangen?
Ich finde das «Willkommen heissen» enorm wichtig. Wir haben aber die Verbindung nie abreissen lassen, sondern die Kommunikation während Corona hochgefahren und die Verbindung zum Büro deutlich gefördert. Wir konnten beispielsweise kein Weihnachtsessen durchführen, dafür haben alle ein spezielles Weihnachtsgeschenk erhalten. Der kontinuierliche Dialog mit den Mitarbeitenden ist aus meiner Sicht das Wichtigste. Wenn dieser Dialog abgerissen ist, wage ich zu bezweifeln, ob eine spezielle Begrüssung oder ein «Schöggeli» bei der Rückkehr viel nützt.

Soll man wieder Hände schütteln?
Das ist die eine Frage – die andere, ob es unsere berühmten drei Küsschen wieder gibt. Mein Eindruck: Hände schütteln wird sich wieder durchsetzen. Ich erlebe es jetzt schon wieder im Geschäftsalltag. Die Leute haben sich darauf gefreut, und ich empfinde es als eine schöne Tradition. Bei den drei Küsschen bin ich eher gespannt.

Die Hände im übertragenen Sinn gereicht haben sich Chromos und Fujifilm. Sie wurden während der Pandemie zur Chromos Group fusioniert. Wie war es da möglich, in der Belegschaft einen Teamgeist zu schaffen?
Wir haben am Anfang der Pan-demie kulturell wenig gemacht. Hier haben wir noch Nachhol-bedarf. In diesem Jahr haben wir, unter besonderen Schutzmass-nahmen, mit all unseren Mitar-beitenden vier Chromos-Kultur-Cafés durchgeführt, an welchen jeweils rund 30 Personen vor Ort waren. Wir sahen uns einen Nachmittag lang und haben die wichtigsten Werte unserer Zu-sammenarbeit diskutiert. Es war interessant, zu sehen, dass die Angestellten am Anfang zwar zum Teil Hemmungen hatten. Man spürte: Die Hürde war da, wieder mit vielen Menschen an einem Ort im Büro zu sein. Die Kultur-Cafés wurden dann aber unisono als sehr positiv wahr-genommen: Endlich sehen wir uns wieder!

Und wie hat sich der Teamgeist während des vergangenen Jahres entwickelt?
Das ist vielschichtig. Es war eine Ausnahmesituation, die bei uns grosse Solidarität ausgelöst hat. Man half sich noch mehr als vorher, gewisse Dinge wurden nicht mehr als selbstverständlich angeschaut, und ich habe es als sehr positiv erlebt, wie alle mitgezogen haben. Wir haben das Beste aus der Situation gemacht, und wir sind nicht ins Jammern verfallen. Dafür möchte ich der Schweiz als Ganzes ein Kompliment machen: Wir haben einen Mittelweg gesucht. In Deutschland, wo wir auch eine Tochtergesellschaft haben, wurde man konstant konfrontiert mit Corona-Zahlen, man hatte Ausgangssperren, das drückte enorm auf die Moral der Leute. Ich bin sehr froh, dass wir in der Schweiz einen Kompromiss gefunden haben und man die Unternehmen ihren eigenen Weg gehen liess. Der konstante Kontakt war dabei extrem wichtig. Dieser hat aber schon gelitten.

Wie kriegt man nun den Teamgeist wieder hin?
Das ist ein Heranführen. Es wird aber vereinfacht dadurch, dass die Mitarbeitenden sehen: Es ist lässig, ich sehe dich wieder. Das hilft dem Teamgeist enorm.

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