Text und Bilder: Knud Wassermann, Graphische Revue
Die Druckerei Thurnher aus Rankweil in Vorarlberg investierte Anfang Februar 2025 neuerlich in eine digitale Halbbogen-Druckmaschine von HP Indigo. Wir sprachen mit dem Geschäftsführer Johannes Thurnher über den Markt, sein Produkt-Portfolio und den sich daraus ableitenden Maschinenpark. Eine der Kernaussagen dazu lautet: «Mit dem Halbbogen-Format der HP Indigo 18K heben wir uns klar vom Wettbewerb ab.»
«Der Markt für Drucksachen ist stark in Bewegung geraten, und den damit verbunden Herausforderungen muss man sich als Unternehmen einfach stellen», betont der Geschäftsführer der Druckerei Thurnher, Johannes Thurnher. Das war eigentlich schon immer so, allerdings haben die Geschwindigkeit sowie die Menge an Themen und Fragen, denen man sich heute stellen muss, deutlich zugenommen. In diesem Zusammenhang hebt Thurnher Punkte wie Mitarbeiter, Ausbildung, Markt, Vertrieb, aber auch Digitalisierung, Technologie und Vernetzung hervor. Er legt dabei Wert auf die angeführte Reihenfolge, denn ohne sein Team wäre die Erfolgsgeschichte der letzten Jahre nicht aufgegangen. Das unterstreicht auch die Beschäftigungsdauer, die bei der Vorarlberger Druckerei bei durchschnittlich 9,5 Jahren liegt.

Portfolio ausgebaut
In den letzten Jahren baute das Unternehmen sein Produkt-Portfolio sehr gezielt aus, zuletzt im Jahr 2023 mit der Übernahme der Geschäftsbereiche Druck und Kalender der Firma Sedlmayr. Mit diesem Schritt hatte man sich die maschinelle Kalenderfertigung ins Haus geholt. Im Zuge der Übernahme konnte man die Synergien in der Produktion heben und den Geschäftsbereich weiter ausbauen; heute werden pro Jahr 300.000 Kalender mit einer Wire-O-Bindung hergestellt.
Ein weiterer Bereich, der für die Druckerei Thurnher immer mehr an Bedeutung gewinnt, ist das Buch. Aktuell produziert das Unternehmen im Jahr 200.000 Bücher mit Soft- oder Hardcover. Im Akzidenzdruck fällt ein grosser Anteil auf Broschüren und Kataloge, pro Jahr verlassen mehr als acht Millionen Exemplare aller Art den Betrieb. Und auch das Segment Mailing gehört zu den stabilen Säulen im Produktionsdruck. «Gedruckte Mailings funktionieren nach wie vor sehr gut. Allerdings machen die hohen Portokosten dem gedruckten Mailing immer wieder einen Strich durch die Rechnung», betont der Geschäftsführer. Schon seit vielen Jahren vertritt er die Meinung, «Drucken alleine ist zu wenig». Dementsprechend wurde das Dienstleistungsspektrum in Richtung Beratung, Grafikdesign, Lagerhaltung, Versand und Lieferung massiv ausgebaut, was auch der Markt zu schätzen weiss. Mittlerweile hat die Druckerei Thurnher zudem einen eigenen Online-Shop (shop.dth.at) eingerichtet, über den Kunden Standard-Drucksorten wie Kalender, Broschüren und Plakate einfach und schnell bestellen können.
Nahezu uneingeschränkte Möglichkeiten
Um die beschriebene Breite im Produkt-Portfolio abzudecken, setzt die Rankweiler Druckerei schon seit Jahren auf einen Technologie-Mix aus klassischem Offsetdruck und Digitaldruck. 2021 wurde eine hybride 8-Farben-Offset-Druckmaschine in Betrieb genommen, die sowohl mit auf Pflanzenöl basierten Druckfarben als auch mit LED-UV-Druckfarben arbeiten kann. Damit lassen sich gestrichene und ungestrichene Papiere ohne Qualitätseinschränkungen bedrucken. Den Kunden bietet dies eine gestalterisch unbegrenzte Freiheit über alle Papier- und Kartonqualitäten hinweg.
Grosser Erfahrungsschatz im Digitaldruck
Die Druckerei Thurnher ist schon sehr früh in den Digitaldruck eingestiegen, um Kleinauflagen und personalisierte Drucksachen effizient produzieren zu können. Besonders den Einstieg in die HP Indigo-Digitaldruck-Welt im Jahr 2017 erkannte das Unternehmen als Chance, sich vom Wettbewerb abzuheben – sowohl punkto Format (50 x 70 cm) als auch hinsichtlich der Qualität. Aufgrund der positiven Erfahrungen mit der HP Indigo 12000 installierte die Druckerei Thurnher Ende des ersten Quartals 2025 die HP Indigo 18K – eine digitale Halbbogen-Maschine. Mit der jüngsten Generation ist es HP Indigo gelungen, den Qualitätslevel weiter nach oben zu schrauben, betont Johannes Thurner. Das zeige sich unter anderem bei gross angelegten Farbflächen, die einen absolut harmonischen Eindruck vermitteln, selbst auf Naturpapieren, die derzeit stark im Trend liegen.
«Wir erzielen auf der HP Indigo eine mit dem Offsetdruck absolut vergleichbare Qualität. Das ist eine zentrale Forderung unserer Kunden. So kann etwa die Vorab-Auflage im Digitaldruck und später dann die grössere Auflage im Offsetdruck produziert werden. Ein weiteres Beispiel sind Sprachmutationen, die abhängig von der Auflagenhöhe im Offset- oder Digitaldruck parallel hergestellt werden. So können wir eine CI-getreue Farbgebung über alle Druckverfahren hinweg sicherstellen.» Auch zum Thema Sonderfarben liefert die HP Indigo mit sogenannten Stützfarben wie Grün, Violett oder Orange eine Möglichkeit, den Farbraum in die gewünschte Richtung auszuweiten. Die Qualitätssicherung in der HP Indigo 18K übernimmt ein KI-basiertes Kontrollsystem, das mit einer automatisierten Nachdruckfunktion ausgestattet ist. Beides hat sich in der Praxis absolut bewährt.
Ausweitung des Portfolios
Neben der Qualität hat HP Indigo den Fokus auf die Optimierung des Bogenlaufs gelegt und damit für eine stabile Produktion – gerade bei höheren Grammaturen – gesorgt. Gleichzeitig wurde auch die Bedruckstoff-Stärke auf 600µm im Schön- und Widerdruck erweitert. Das ist einerseits ein Asset im Kalenderdruck, anderseits ermöglicht es der Druckerei Thurnher den Einstieg in die Produktion von Verpackungen in Kleinauflagen. «Eine vielversprechende Ergänzung zu unserem bestehenden Portfolio». Hier stehe man erst am Anfang, aber erste Kunden seien schon hellhörig geworden und hätten bereits erste Verpackungsaufträge platziert. Mit dem Halbbogen-Format der HP Indigo 18K ist man schon vor acht Jahren im Digitaldruck in den Auflagenbereich vorgestossen. Hinsichtlich Break-Even Point im Offsetdruck will sich Johannes Thurnher nicht festlegen, der hänge einfach zu stark von der jeweiligen Anwendung ab.
«Mit dem Halbbogen-Format heben wir uns vom Wettbewerb klar ab – einerseits in der Anwendung und andererseits von der Produktivität. Gerade die signaturgerechte Produktion, bei der die Seiten in der richtigen Reihenfolge gedruckt werden, erlaubt es, Arbeitsschritte wie etwa das Falzen zu überspringen. Ein Vorteil, der vor allem bei der Kalender- oder der Buchproduktion zum Tragen kommt. Mit der HP Indigo 18K konnten wir unsere Kapazitäten ausbauen, was uns half, Produktionsspitzen etwa bei Kalendern und Büchern abzufangen«, so Johannes Thurnher.
Heinrich Maag von Chromos, der vertriebsseitig das Projekt betreut, betont, dass der Digitaldruck mit der HP Indigo auf ein völlig neues Niveau gehoben werden konnte. Dies könne man unter anderem an folgenden Punkten festmachen: «Die 18K verarbeitet Bedruckstoffe von 70 bis 600 µm und passt die Druckstärke automatisch für jeden einzelnen Bogen an. Das bedeutet, unterschiedliche Materialien in ein und demselben Auftrag sind absolut kein Problem mehr. Hinzu kommt der Druck mit sieben Farben, wodurch jede Pantone-Farbe gedruckt werden kann.» Sehr positiv bewertet Maag auch die KI-Unterstützung des Operators über den gesamten Druckprozess hinweg. Dabei liefert die KI konkrete Bedienungsanweisungen, optimiert laufend die Einstellungen und sorgt somit für eine konstante Produktion.

Rückbesinnung auf die Stärken von Print
Johannes Thurnher hebt auch die problemlose Integration der HP Indigo-Maschine in den bestehenden Prinect-Workflow hervor, aus dem sowohl der komplette Offset- als auch der Digitaldruck angesteuert werden. An dieser Stelle verweist der Geschäftsführer auf die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit dem gesamten Team der CHROMOS Group AG. Das habe sich in der Beratung, der Installation, die eine absolute Punktlandung war, und in der Schulung neuerlich gezeigt. Diese Servicequalität habe die CHROMOS Group schon in den letzten acht Jahren unter Beweis gestellt.
Mit der Inbetriebnahme der neuen HP Indigo ist die Druckerei nun in allen Bereichen der Produktion sehr gut aufgestellt. Mit dem bestehenden Team und dem Einstieg seines Sohnes in das Unternehmen blickt Johannes Thurnher trotz aller Herausforderungen optimistisch in die Zukunft – zumal er bei einzelnen Kunden eine Rückbesinnung auf die Stärken von Print im Kommunikationsmix ausmacht.
Dieser Artikel erschien im Juni 2025 in der Fachzeitschrift Graphische Revue
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