Die erstaunliche Geschichte der ePac

Die erstaunliche Geschichte der ePac CHROMOS Group

ePac aus den USA ist wohl eines der weltweit am schnellsten wachsenden Unternehmen für den flexiblen Verpackungsdruck. 2016 startete man mit der Idee, den Druck und die Herstellung von flexiblen Verpackungen auch für kleine und mittlere Auflagen wirtschaftlich umzusetzen. Druckpartner von Beginn an war HP-Indigo. 2019 expandierte man nach Europa, im Juli dieses Jahres wurde im österreichischen Zams ein Produktionsstandort für die DACH-Region in Betrieb genommen. Standort-Manager vor Ort ist ein Schweizer, Christian Bischofberger. swiss print + communication besuchte die Örtlichkeit und informierte sich über das faszinierende Geschäftsmodell der ePac.

Zuerst die Fakten: ePac Flexible Packaging startete 2016 in Madison, Wisconsin, USA. Man nutzte von Anfang an Drucktechnologie von HP-Indigo. ePac produziert mittlerweile an 26 Standorten auf fünf Kontinenten und setzt heute an seinen Standorten 60 HP-Indigo-Systeme ein, 50 weitere sind bestellt. Einer dieser Standorte ist in Zams. Ohne Zweifel handelt es sich um eine fast unglaubliche Wachstumsgeschichte. ePac, eine Art globaler «Flyeralarm» der Druckereien für die flexible Verpackung? Christian Bischofberger, Verantwortlicher in Zams, verneint: «Nein, das kann man nicht so sagen. Unser Kerngeschäft ist bedruckte und hochwertige flexible Verpackung für kleinere und mittlere Lose, angepasst für verschiedenste individuelle Bedürfnisse. In der Vermarktung spielt das Internet zwar eine wichtige Rolle, aber im direkten Kundenkontakt arbeiten wir wie ein ‹klassischer› Druckanbieter. Kunden bestellen bei uns nicht über vorgegebene Masken Onlineprodukte, sondern sie fordern in den meisten Fällen zuerst konkrete Beratung an. Flachbeutel, Standbodenbeutel, Rollenware, Folien, Deckfolien, wenn gewünscht mit kindersicheren Verschlüssen. Gleichzeitig setzen wir im Gesamtunternehmen auf Nachhaltigkeit. Die von uns eingesetzten Materialien werden gezielt vor dem Hintergrund von Rezyklierbarkeit, höchsten Gesundheitsstandards und sicherer Entsorgung ausgewählt. Die von den ePac-Unternehmen hergestellten Beutel werden für viele Branchen und ihre spezifischen Anwendungen produziert: Backwaren, Süsswaren, Käse, Kaffee, Tee, Tiefkühlprodukte, Gesundheit und Schönheit, Rasen und Garten, Bio, Snacks, Nahrungsergänzungsmittel, Trockenfleisch, Haustiernahrung, Lebensmittelverpackung, Medizinalprodukte.»

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Typische Verpackungsprodukte, wie sie bei ePac tagtäglich hergestellt werden.

Die drei

Die Geschichte von ePac begann, wie schöne Geschichten immer beginnen: mit Visionen, die bessere Antworten auf bestehende Probleme geben sollen. Drei Herren, nämlich Carl Joachim, Jack Knott und Virag Patel, alles Leute mit Führungserfahrung in der Verpackungs-Druckbranche, machten aktuelle Trends in der Branche für flexible Verpackung Bauchschmerzen: die Entwicklung zu immer effizienteren analogen Produktionslinien und immer tieferen Stückkosten führte in der Praxis dazu, dass flexible Verpackungen in Grossauflagen immer billiger wurden, parallel dazu aber Mindestbestellmengen zunahmen und die relativ langen Bearbeitungszeiten für Aufträge bei sechs bis acht Wochen verharrten. Parallel dazu stieg aber das gefühlte Bedürfnis von vielen neuen Start-up-Unternehmen für auf ihre Bedürfnisse zugeschnittene flexible Verpackungen in kleineren und mittleren Mengen sowie von kürzeren Bearbeitungszeiten von 10 bis 15 Werktagen. Man war sich aber nicht sicher, wie gross das Bedürfnis für solche Auf-träge tatsächlich war. 2014 tat man sich deshalb mit dem Graphic Institute der California Polytechnic State University zusammen und betrieb ein intensives Marktfokusgruppen- und Marktforschungsprojekt durch. Das Ergebnis dieser Studie ergab: der potenzielle Bedarf im Markt für solche Lösungen ist riesig.

Zur selben Zeit befand sich HP-Indigo mit seiner damals brandneuen HP-Indigo 20000 in der Beta-Testphase. Die drei Innovatoren schauten sich eine solche Maschine bei einem Verpackungsdruckunter-nehmen sehr genau an. Mit ihrer Vision rannten Carl Joachim, Jack Knott und Virag Patel bei HP-Indigo auf höchster Ebene offene Türen ein, und der System-Anbieter wollte bei dieser Geschichte als strategischer Partner unbedingt dabei sein. Christian Bischofberger, der aktuell den ePac-Standort in Zams hochfährt: «Ohne die Lösungen von HP-Indigo hätte die Vision der Gründer von ePac gar nie verwirklicht werden können, und ich kenne auch heute, 2023, keine Alternative zu diesen Systemen.». Die Firma ePac wurde 2015 gegründet, und im April 2016 wurde der erste Standort in Madison, USA, eröffnet. Nach einer gewissen Anlaufzeit stieg die Nachfrage drastisch. Und bereits zur Jahreswende musste der bestehende Standort ausgebaut werden, parallel dazu eröffnete man in Boulder, Colorado, eine zweite Produktions- und Verkaufsfiliale. Es war der Startschuss für ein fiebriges Wachstum. Der Ausbau erfolgte nun in den gesamten USA und in Kanada, 2019 eröffnete man im britischen Silverstone den ersten europäischen Standort. Heute agiert man neben Nordamerika und Europa auch in Asien und Afrika. Die jüngste Produktions- und Verkaufsfiliale hat man in Ghana eröffnet. Aktuell betreibt man 26 Standorte, setzt 60 HP-Indigo-Systeme der verschiedenen Modelle ein und hat weitere 50 Systeme des Modells 25K bestellt, welche für weitere Expansionen eingesetzt werden und gleichzeitig ältere Modelle ersetzen sollen. In der Planung sind weltweit bereits 36 Standorte vorgesehen.

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HP Indigo 25K bei ePac in Zams. Insgesamt hat die Gruppe 110 HP Indigos im Einsatz oder bestellt.

Das gleiche Muster

Verantwortlicher in Zams ist der Schweizer Christian Bischofberger. Der gelernte Drucker arbeitete lange in der Technik von Gallus und lebte im Appenzellischen. Auch seine Geschichte ist bemerkenswert. Er fand seine neue Lebenspartnerin im Tirol und als man sich gemeinsam Gedanken machte, wie es weitergehen soll in der Fernbeziehung, erhielt er die Anfrage, ob er sich vorstellen könne, einen neuen ePac-Standort aufzubauen, von dem man Deutschland, Österreich und die Schweiz beliefern konnte. Geografisch kam da in erster Linie ein Standort in der Nähe des Dreiländerecks rund um den Bodensee infrage. Die übrigen Vorgaben waren klar: ein Gebäude mit einer Ebene und 2000 m2 Fläche sowie der nötigen technischen Infrastruktur. Exakt so etwas in der Region zu finden, war alles andere als einfach, doch dann fand Christian Bischofberger in Zams den Logistik-Neubau eines grossen Lebensmittel-Grosshändlers für Hotels und Gastronomie, eine Örtlichkeit, die verkehrsmässig sehr gut erschlossen ist.

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Die technische Infrastruktur wird an allen Standorten nach den gleichen Vorgaben eingesetzt.

Auf die Frage, warum man sich beim Aufbau des Standorts Zams für einen «Techniker» entschied und nicht für einen «Vertriebler», antwortet Christian Bischofberger: «Weil das die Strategie von ePac ist. Man sucht Standortleiter, welche wissen, wie man einen industriellen Digitaldruck-Standort erfolgreich aufbauen und effizient führen kann. Alle Stand-orte werden nach dem gleichen Muster aufgebaut: Man beginnt mit der Installation einer HP-Indigo und den entsprechenden Weiterverarbeitungsgeräten für die Herstellung von flexiblen Verpackungen. Man stellt die entsprechenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für Produktion, Administration, Logistik, IT und Verkauf ein. Da gibt es klare Richtlinien. Wir starteten im Juli dieses Jahres und sind derzeit ein Team von 15 Personen. Im Endausbau wer-den wir 40 bis 45 Leute umfassen.» Und findet man im Tirol die entsprechenden Fachkräfte für die Produktion? Christian Bischofberger: «Ganz ehrlich gesagt: nein. Es ist kaum möglich, im Tirol Fachleute mit einer grafischen Ausbildung zu finden. Deshalb sind praktisch alle bei uns im Produktionsteam Quereinsteigende. Dazu kommt, dass ich, zumindest von denen, die an der HP-Indigo arbeiten, verlange, dass sie gut Englisch können.» Warum das? «Wir stehen im engen Austausch mit unserem europäischen Stammwerk im britischen Silverstone und dem amerikanischen Hauptsitz. Das ist ja der grosse Vorteil, dass alle ePac-Standorte technisch identisch ausgerüstet sind. Jedes Problem oder jede Störung, die bei uns auf der im Moment noch einzigen Indigo auftritt, ist irgendwo im ePac-Produktionsnetzwerk schon mal aufgetreten und wurde gelöst. Wir haben zwar ein dediziertes HP-Indigo-Technikerteam für ePac, doch mit unserem internen Know-how-Netzwerk sind wir oft viel schneller und flexibler und können so viele technische Probleme selber lösen.»

Markt-Fragen

Das Geschäftsmodell von ePac ist relativ einfach erklärt: das quantitative Gros der Kunden sind Unternehmen, die kleinere und mittlere Mengen von speziell für sie bedruckte flexible Verpackungen benötigen. Mengenmässig sind das Aufträge zwischen 2000 und 10 000 Verpackungen. Es ist eine Druckdienstleistung, die man so bis anhin gar nicht im Markt finden konnte. Christian Bischofberger: «Viele unserer Kunden haben bis anhin unbedruckte neutrale Beutel eingekauft und diese dann mit bedruckten Etiketten mit eigenem Firmenlogo versehen. Individuell bedruckte Beutel waren in den benötigen Kleinmengen gar nicht finanzierbar. Nun können sie sich individuell bedruckte Beutel herstellen lassen, die in ihr Budget passen!». Das Konzept erscheint logisch, doch wie kommt man an diese «Massen-Kundschaft»? Christian Bischofberger: «Ein wichtiger Verkaufskanal ist Google. ePac macht kein Geheimnis darum, dass man sehr viel Geld in die weltweite Vermarktung und Werbung via Google investiert. Wie ich aber bereits erwähnt habe, sind wir keine Onlinedruckerei. Deshalb setzen wir auf ‹klassischen› Verkauf, einen eben-falls sehr wichtigen Vertriebskanal. Kunden platzieren ihre Aufträge bei uns im persönlichen Kontakt via E-Mail oder telefonisch. Dies weil die individuellen Bedürfnisse für die richtige Verpackungslösung gerade im Food-Bereich zwingend einzelfallmässig angeschaut werden muss. Da unter-scheiden wir uns beispielsweise von einer Pixar-Print, die sich auf Standardlösungen mit einem eingeschränkten Online-Angebot fokussiert. Ein wichtiges Element des Erfolges der ePac-Gruppe war und ist die Mund-zu-Ohr-Propaganda. Viele Kunden kommen zu uns, weil sie von einem anderen im gleichen Marktsegment tätigen Anbieter von unseren Dienstleistungen gehört haben. Wir arbeiten aber zunehmend mit grösseren Unternehmen zusammen, die mit spezifischen Kleinauflagen zu uns kommen, weil ihr angestammter Druckpartner für die Herstellung von flexiblen Verpackungen in Massenproduktion nicht in der Lage ist, solche Aufträge umzusetzen. Ein weiterer sehr wichtiger Vorteil ist die global ausgerichtete Unternehmensstruktur, die es uns erlaubt, auch grössere Auflagen umzusetzen. Wir produzieren oft auf verschiedene Standorte verteilt Grossaufträge für eine halbe Million und mehr Beutel. Diese Dienstleistung nennen wir ePac One. In diesem Zusammenhang ist es gut, zu wissen, dass einer der weltweit führenden Konzerne für Verpackungsdruck, die Amcor-Gruppe, 2021 als strategischer Investor bei ePac eingestiegen ist.»

Bleibt noch die Frage, wie ePac Zams in der Schweiz agiert. Die österreichische Billig-Druckerei, die den Schweizern gezielt das Wasser abgräbt? Christian Bischofberger schaut es differenziert an: «Das Geschäfts-Konzept von ePac richtet sich in erster Linie an potenzielle Kunden, die bislang keine für sie passende Lösung im Verpackungsmarkt fanden. Uns geht es nicht darum, bestehenden Verpackungsdruckereien das Wasser abzugraben. Wir haben bei der Evaluation des Standorts auch die Rahmenbedingungen in der Schweiz angeschaut. Da wir die Philosophie verfolgen, dass unser Beutel im europäischen Markt überall zum genau gleichen Preis verkauft wird, ist die Kostenstruktur in der Schweiz für dieses Pricing-Modell einfach zu hoch. Heisst im Umkehrschluss aber auch, dass, wenn wir für Produkte, die in die Schweiz geliefert werden, einen etwas höheren Preis verlangen würden, ein Produktionsstandort in der Schweiz auch betriebswirtschaftlich durchaus Sinn machen würde.»

Die Zukunft

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Zwei Schweizer in Tirol: ePac Standortleiter Christian Bischofberger und Adrian Meyer von der CHROMOS Group.

Adrian Meyer ist bei der CHROMOS Group zuständig für den gesamten Druckbereich. Also auch den Digitaldruck. Und die CHROMOS Group vertreibt die HP-Indigo-Produkte exklusiv in der Schweiz und in Österreich. Im Fall von ePac ist die Sachlage natürlich anders. Als weltweit wichtigster Einzelkunde für HP-Indigo erfolgt die Betreuung direkt. Doch klarerweise pflegt ein Branchenprofi wie Christian Bischofberger gute Kontakte zum HP-Indigo-Vertreter in Österreich. ePac ist für Adrian Meyer ein faszinierendes Fallbeispiel dafür, was mit Digitaldruck alles möglich ist. Auch in der flexiblen Verpackung, in der bislang der Flexodruck und der Verpackungs-Tiefdruck nach wie vor dominierend sind. Gerade mal 2 Prozent des gesamten Druckvolumens in diesem Segment werden digital produziert. Doch ähnlich wie im Etikettendruck in den Nullerjahren agiert HP-Indigo als «Disruptor». 2012 wurde die HP-Indigo 20000 vorgestellt, ePack startete 2016 mit so einem System. Mittlerweile ist die HP-Indigo 25K, 2020 der Fachöffentlichkeit erstmals gezeigt, das «Paradepferd» für die flexible Verpackung. Auch in der Schweiz werden solche Systeme bereits eingesetzt. Beispielsweise bei der O. Kleiner AG, einem Unternehmen aus Wohlen, das bekannt ist für seine Produkteinnovationen in der flexiblen Verpackung. Die Frage, ob eine ePac eine Herausforderung für die Schweizer Anbieter in diesem Marktsegment darstellt, antwortet Adrian Meyer: «Ich denke nicht. Diejenigen, die in der flexiblen Verpackung erfolgreich mit Digitaldruck unterwegs sind, haben schon lange das Potenzial dieser Technologie erkannt. Eine ePac nimmt diesen Unternehmen keine Kunden weg, sondern generiert vielmehr zahl-reiche neue Kunden, die bis anhin gar nicht selbst flexible Verpackungen herstellen liessen, weil es für sie zu teuer war. Ich sehe das Risiko vielmehr für Anbieter im Markt, die nach wie vor rein analog unterwegs sind und so für zunehmend komplexere Marktbedürfnisse keine Lösung bieten.» Christian Bischofberger beurteilt es abschliessend so: «Vor ePac betrug der Anteil des Digitaldrucks am welt-weiten Produktionsvolumen von flexiblen Verpackungen 1 Prozent, dank dem Markteintritt von ePac konnte das auf 2 Prozent gesteigert werden. Da ist noch sehr viel Potenzial für neue, aber auch etablierte Anbieter vorhanden, sofern sie verstehen, die Möglichkeiten, die Digitaldruck einem bietet, für sich zu nutzen.

Dieser Artikel wurde geschrieben von Paul Fischer und erschien im Dezember 2023 in der Fachzeitschrift swiss print+communication

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